In der letzten Woche hat unser KONTXTALK zum ersten Mal digital stattgefunden. Wir haben uns der aktuellen Herausforderungen gestellt und ein neues Format ausprobiert, das es in Zukunft gegebenenfalls öfter geben wird. Als Gast durften wir Steffi Hidber begrüssen, eine der bekanntesten Beautybloggerinnen der Schweiz, gelernte Journalistin und Chefredakteurin des Influencer-Magazins «Reach». Sie hat mit uns über den scheinbar unmöglichen Spagat zwischen journalistischer Unabhängigkeit und bezahlten Marketing-Kooperationen diskutiert, den Influencer leisten müssen. Die spannendsten Take-outs haben wir für euch zusammengefasst.
Influencer – für die einen die Zukunft des Werbemarktes, für die anderen ein notwendiges Übel im Marketingmix. Zunehmend waren in den letzten Wochen und Monaten auch kritische Stimmen zu hören, sei es aufgrund hoher Anzahl Kooperationen oder aufgrund kontroverser Influencer-Auftritte in der Öffentlichkeit. Aber wie ist es tatsächlich um die Glaubwürdigkeit von Influencern bestellt? Diese Frage haben wir auch unserem Gast, Steffi Hidber, gestellt.
Die Bloggerin betonte, wie wichtig ihr die Leserinnen und Leser ihres Blogs sind. Denn bevor Marken-Kooperationen überhaupt eingegangen werden können, muss zuerst ein Publikum aufgebaut werden. Gleichzeitig muss das Publikum die Möglichkeit erhalten, den Influencer kennenzulernen. Nur so kann es einem Influencer gelingen, Vertrauen und Glaubwürdigkeit in seiner Community aufzubauen. Und nur mit dem Vertrauen der Follower kann ein Influencer einer Marke eine Leistung anbieten. Für Steffi lässt sich diese Glaubwürdigkeit nur aufrechterhalten, wenn die eigenen Leserinnen und Leser im Zentrum stehen. So geht Steffi nur Kooperationen mit Marken ein, die für ihre Followerschaft auch relevant und interessant sind. «Als Bloggerin sollte man seine Leserschaft kennen und lieber einmal eine Kooperation ablehnen, wenn die Marke nicht passt. Nur so bleibt man auf Dauer glaubwürdig», zeigt sich Steffi überzeugt.
Der Tanz zwischen Marke und Influencer
Ein Influencer steht also gewissermassen in einem «Sandwich» der Erwartungshaltung. Eine Marke hat meist klare Vorstellung, was die Message an den Follower sein sollte. Auf der anderen Seite haben Influencer ihren Followern gegenüber eine Verpflichtung und möchten sich ihre aufgebaute Glaubwürdigkeit nicht durch eine unpassende Kooperation verspielen. Für Steffi Hidber ist klar: «Es ist also elementar, dass die Marke zu den Leserinnen und Lesern passt». Diesen Faktor müssen auch die Marken beachten. Es ist natürlich, dass Marken ihr Produkt bestmöglich dargestellt sehen möchten. Jedoch kann bei Influencer-Kooperation nicht jedes Detail bis ins kleinste i-Tüpfelchen geplant werden. Schliesslich sind Influencer Menschen und kein fertig formatiertes Advertorial. Marken sollten einem Influencer auch ein gewisses Vertrauen entgegenbringen, denn diese kennen ihre Community und können am besten abschätzen, wie die Followerschaft tickt. Steffi beschreibt diesen Abstimmungsprozess passend: «Es gleicht einem Tanz, bis sich Influencer mit einer Marke gefunden haben und die Ansprüche beider Parteien im Einklang sind».
Die Zukunft des Influencer Marketings
Trotz digitalem Format beteiligten sich unsere Gäste rege an der Diskussion und nutzten die Möglichkeit, einer Bloggerin/Influencerin ihre Fragen zu stellen. Insbesondere die Frage nach der Zukunft des Influencer-Marketings beschäftigte die Teilnehmer unseres Talks. Wie eingangs erwähnt sind Influencer aktuell in aller Munde und es häufen sich die Medienberichte, aber wie aktuell wird das Thema in einigen Jahren sein? Gibt es das Influencer-Marketing in zehn Jahren noch? «Ja, Influencer werden auch in zehn Jahren noch eingesetzt», ist Steffi Hidber überzeugt, «aber, der Aufwand für die Marken wird grösser. Marken werden sich genauer mit dem Content der Influencer auseinandersetzen müssen und werden nicht mehr nur inflationär Standardanfragen verschicken können». Es werde mehr darum gehen, eine Beziehung miteinander aufzubauen und langfristig zu kooperieren. Um möglichst passende Beziehungen führen zu können, von denen auch die Leserinnen und Leser profitieren können. «Der Trend, mehr Kooperationen mit Mikro-Influencern einzugehen, wird sich in Zukunft fortsetzen», schliesst Steffi Hidber ihren Blick in die Zukunft ab.
Der achte KONTXTALK war trotz der aktuellen Herausforderungen ein voller Erfolg und hat uns grossen Spass gemacht. Steffi Hidber konnte spannende Einblicke in das Influencer-Leben gewähren. Dafür bedanken wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bei ihr. Ein weiterer Dank geht an unser Publikum für das Interesse und die rege Teilnahme an der digitalen Diskussion. Wir freuen uns bereits auf den KONTXTALK Nr. 9.
Bildnachweis: Steffi Hidber